Von Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa
Die Anschläge von Brüssel haben nochmals die Bilder von der Terror-Nacht in Paris geweckt. Fußball-Bundestrainer Löw will sich davon nicht beeindrucken lassen. Der Neustart aber ist schwierig:
Schweinsteiger hat sich wieder verletzt – die Zeit wird knapp.
Berlin (dpa) – Die schlechten Nachrichten für Joachim Löw reißen im EM-Jahr nicht ab. Für seinen schon wieder am rechten Problemknie verletzten Kapitän Bastian Schweinsteiger beginnt ein neuer Wettlauf um eine rechtzeitige Gesundung, damit der 31 Jahre alte WM-Held von Rio bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer nochmals eine Rolle im deutschen Team einnehmen kann. «Es sieht nicht sehr positiv aus», sagte der Bundestrainer am Mittwoch in Berlin.
Dabei wollte die Sportliche Leitung der deutschen Nationalmannschaft noch unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse von Brüssel eigentlich wieder die Hoffnung auf einen positiven Fußballabend am Samstag (20.45 Uhr) gegen England in den Mittelpunkt rücken. «Wir wollen unseren Fans und den Menschen in Deutschland sagen: Es geht los», sagte Manager Oliver Bierhoff zur Marschroute.
Nach den schrecklichen Anschlägen in Paris war das Löw-Team im vergangenen Jahr «mit einem unguten Gefühl» auseinandergegangen, erinnerte Bierhoff. «Jetzt ist es wichtig, den Countdown einzuläuten», ergänzte der Manager mit Blick auf die Endrunde in Frankreich. Zunächst aber holten die Anschläge von Brüssel bei Löw und seinen Spielern die bösen Erinnerungen an die Terror-Nacht von Paris und an die anschließende Absage des Länderspiels gegen Holland in Hannover zurück. «Wir lassen uns von den Ereignissen aber nicht beeindrucken», sagte Löw deutlich.
Die Sicherheitsexperten würden alles Mögliche tun, damit gegen die Engländer vor 72 000 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion ein friedliches Fußballfest über die Bühne gehen könne. Mit einer Schweigeminute werden Spieler und Fans vor Spiel der Opfer der Terroranschläge gedenken. Der Weltmeister wird mit Trauerflor auflaufen.
«Wir haben uns bewusst zwei starke Gegner ausgesucht. Es sind keine normalen Freundschaftsspiele gegen England und Italien, da ist natürlich besondere Brisanz drin», sagte Löw zum anstehenden Klassiker-Doppelpack als Einstimmung auf den EM-Sommer, der am 10.
Juni in Frankreich beginnt. Schweinsteiger, für Löw noch immer ein «absoluter Leader», wird auf jeden Fall fehlen.
Der Weltmeister hat sich beim ersten Training in Berlin bei einem Zweikampf einen Innenbandteilriss zugezogen, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit. Damit fällt der Kapitän nicht nur für die anstehenden Testpartien aus, sondern muss wie schon zu Beginn des Jahres eine längere Pause einlegen. Jérôme Boateng (FC Bayern) und Benedikt Höwedes (Schalke), die mit Schweinsteiger im Sommer 2014 in Brasilien den WM-Titel erkämpft hatten, stecken bereits in einer mehrmonatigen Rehabilitation. Sie sollten aber bis zum Turnier fit werden.
Auch wegen der verletzten Leistungsträger muss der Bundestrainer gegen die erstarkten Engländer und den Turnier-Angstgegner Italien einiges probieren. Löw stellte in Aussicht, dass der erstmals eingeladene Leverkusener Abwehrspieler Jonathan Tah in einer der beiden Partien in der Startelf auftauchen könnte.
Darüber hinaus kündigte der Weltmeister-Coach eine Job-Teilung in seinem nach der Schweinsteiger-Abreise noch 25-köpfigen Kader an. In ihren Clubs durch internationale Verpflichtungen stark beanspruchte Profis wie Thomas Müller, Mesut Özil, Mats Hummels oder Marco Reus würden «nicht zweimal unbedingt 90 Minuten spielen», kündigte Löw an.
«Ich bin bereit, nochmals einiges zu testen.»
Bei Mario Götze wollte sich der Bundestrainer noch nicht festlegen.
«Man merkt deutlich, dass ihm Spielpraxis fehlt», berichtete er von den ersten Trainingseindrücken. «Auf der anderen Seite wollen wir ihm auch helfen.» Der Finaltorschütze der WM sitzt nach längerer Verletzungspause beim FC Bayern fast nur auf der Bank. Löw lässt aber an Götzes Rolle im Nationalteam keinerlei Zweifel: «Ich weiß, was er für eine Einstellung hat. Ich plane mit ihm Richtung EM.»
Andere müssen sich in den letzten Wochen vor der Benennung des vorläufigen WM-Kaders am 17. Mai, mit dem Löw sechs Tage später ins Trainingslager nach Ascona (Schweiz) reisen wird, noch anbieten.