Diesen Fußballabend wird in München keiner so schnell vergessen.
Gegen Juve entgeht der FC Bayern haarscharf dem K.o., feiert nach einem 0:2 ein rauschendes Comeback. Der Blick geht auf die Auslosung am Freitag: Von Barcelona bis Wolfsburg ist dann alles möglich.
München (dpa) – Als Pep Guardiola nach Mitternacht den irren Münchner Fußballabend analysierte, lobte der Spanier vor allem diese «deutsche Mentalität». Mit großartiger Moral hatte der FC Bayern ein 4:2 (0:2,
2:2) nach Verlängerung gegen ein lange überlegenes Juventus Turin erzwungen und war ins Viertelfinale der Champions League gestürmt.
Und so darf Bayern-Coach Guardiola weiter auf einen triumphalen Abschied aus München in diesem Sommer hoffen. Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League – das Titel-Triple ist weiter für ihn und die Bayern möglich.
«Wir haben vier Tore geschossen gegen eine italienische Mannschaft – wow!», schwärmte Guardiola. Und das nach einem beinahe aussichtslosen 0:2-Rückstand. Die Torjäger Robert Lewandowski (73. Minute) und Thomas Müller (90.+1) erzwangen mit ihren späten Treffern die Verlängerung, in der die Glücks-Joker Thiago (108.) und Kingsley Coman (110.) das umjubelte und bestaunte Comeback des deutschen Meisters krönten. «Die Spieler, die reingekommen sind, haben einen überragenden Job gemacht. Es war ein unglaublicher Abend», erklärte Kapitän Philipp Lahm. Die 70 000 Zuschauer feierten ihre Helden.
Paul Pogba (5.) und Juan Cuadrado (28.) hatten am Mittwochabend Juve vermeintlich auf Siegkurs in diesem Achtelfinale geschossen. Aber so wie die Bayern beim 2:2 in Hinspiel einen 2:0-Vorsprung verspielt hatten, so passierte dies nun Juve. «Wir haben Chancen vergeben, das dritte Tor zu schießen», haderte Coach Massimiliano Allegri: «Es tut weh, aber wir können erhobenen Hauptes hier abreisen.» Der Vorjahresfinalist ist frühzeitig ausgeschieden.
In der großen Erleichterung über das Weiterkommen mochten sich die Bayern-Stars noch gar nicht groß mit der Auslosung des nächsten Gegners am Freitag (12.00 Uhr) im schweizerischen Nyon beschäftigen.
Alles ist möglich, von ganz großen Kalibern wie Titelverteidiger FC Barcelona und Real Madrid über Paris St. Germain, Atlético Madrid und Guardiolas künftigen Verein Manchester City bis hin zu Benfica Lissabon oder einem deutschen Duell mit dem VfL Wolfsburg. «Wir können uns entspannt zurücklegen und abwarten, was passiert. Keine Mannschaft wünscht sich, glaube ich, den FC Bayern München», sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer am Ende einer großen Fußballnacht.